15. Oktober 2025

Digitaler Retrofit: Alte Maschinen, neue Möglichkeiten

Wie Unternehmen ihre bestehenden Anlagen für die Anforderungen von Industrie 4.0 aufrüsten, Effizienz steigern und Kosten sparen können.
Retrofit einer bestehenden Anlage
In vielen produzierenden Unternehmen klafft eine Lücke zwischen bestehenden Maschinen und den Anforderungen der digitalenIndustrie 4.0.
Oftmals liefern Anlagen nicht die Daten, die für Predictive Maintenance oder Prozessoptimierungen benötigt werden.
Gleichzeitig sind vollständige Neuanschaffungen teuer, zeitaufwendig und im schlimmsten Fall mit Produktionsausfällen verbunden.
Genau hier setzt Retrofitting an. Bestehende Maschinen werden gezielt mit moderner Hardware nachgerüstet und anschließend mit smarter Software vernetzt.

Doch was bedeutet digitaler Retrofit konkret für die Praxis? Und welche Schritte sind notwendig, damit aus einer alten Maschine ein vernetztes, datengestütztes Produktionswerkzeug wird?

Definition Retrofitting

Retrofitting bezeichnet die Modernisierung bestehender Maschinen durch den Einsatz neuer Hardware und Software. Dabei werden ältere Anlagen technisch aufgerüstet, um ihre Lebensdauer zu verlängern, die Produktivität zu steigern und digitale Funktionalitäten nachträglich zu integrieren.

Digitaler Retrofit

Unter digitalem Retrofit versteht man die gezielte Vernetzung und Digitalisierung bestehender Maschinen, um sie mit modernen IT- und Datensystemen kompatibel zu machen. Ziel ist es, vorhandene Anlagen in die digitale Welt zu integrieren, ohne sie zu ersetzen.
Für Unternehmen bedeutet Retrofit weit mehr als eine technische Nachrüstung. Es ist ein strategischer Ansatz, um vorhandene Maschinen wirtschaftlich und zukunftssicher zu gestalten.

Unternehmen profitieren gleich mehrfach:
Kosten sparen, indem teure Neuanschaffungen vermieden werden
Effizienz steigern, indem Maschinen datenbasiert überwacht und optimiert werden
Produktionsprozesse digitalisieren, indem Maschinen an IT- und Analysesysteme angebunden werden
Vorausschauende Maschinenwartung durch digitale Echtzeitüberwachung
Flexibilität erhöhen, indem Maschinen schnell an neue Anforderungen angepasst werden können
So verwandelt ein digitaler Retrofit bestehende Maschinen in vernetzte, intelligente Produktionswerkzeuge, ohne die gesamte Anlage zu ersetzen.

Unternehmen können ihre Investitionen schützen, die Maschinenlaufzeit verlängern und gleichzeitig den Einstieg in Industrie 4.0 konsequent gestalten.

Neuanschaffung vs. Retrofit: Wann lohnt sich ein digitaler Retrofit?

Viele Unternehmen stehen vor der Frage: Soll eine Maschine ersetzt oder nachgerüstet werden?
Ein kompletter Neukauf ist teuer und erfordert oft hohe Investitionen. Ein digitaler Retrofit bietet hier eine attraktive Alternative. Insbesondere, wenn die mechanische Basis der Maschine noch intakt ist.

Ein Retrofit lohnt sich für Ihr Unternehmen, wenn:

1. die Maschine mechanisch zuverlässig arbeitet, aber digitale Funktionen fehlen

2. nur Steuerung, Datenerfassung oder Vernetzung nachgerüstet werden müssen

3. eine schnelle und kosteneffiziente Integration in digitale Produktionsprozesse erforderlich ist

Wie läuft ein digitaler Retrofit ab?

Ein digitaler Retrofit erfolgt in zwei Phasen:

1. Die technische Nachrüstung und Vernetzung der Maschinen
2. Die intelligente Datenauswertung und Überwachung

So entsteht Schritt für Schritt eine digital vernetzte und KI-gestützte Produktionsumgebung.

Vernetzung der Maschine

Beim digitalen Retrofit werden bestehende Maschinen an ein digitales System angebunden. Über IoT-Gateways und Protokolle wie OPC UA oder MQTT werden Betriebs- und Zustandsdaten sicher übertragen, ohne Eingriffe in die Maschinensteuerung. So entsteht die Basis für eine vernetzte und datenbasierte Produktion.

Gegebenenfalls Nachrüstung von benötigten Sensoren

Nicht alle Maschinen verfügen über die Sensorik, die für eine zuverlässige Zustandsüberwachung erforderlich ist. Daher werden im Rahmen eines digitalen Retrofits häufig zusätzliche Sensoren installiert. Die Nachrüstung schafft somit die Datengrundlage für die anschließende Überwachung und Analyse.

Datenerhebung

Nach der Vernetzung beginnt die kontinuierliche Erfassung und Übertragung von Maschinendaten. Ein Gateway sammelt und filtert die Daten, bevor sie an eine lokale Plattform oder Cloud gesendet werden. So entsteht eine qualitativ hochwertige Datengrundlage für Analysen.

Datenauswertung

In der Phase der Datenauswertung werden die gesammelten Informationen analysiert und interpretiert. Mithilfe von Algorithmen des maschinellen Lernens werden Muster und Trends in den Messwerten erkannt.

Ableitung von Maßnahmen

Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse können konkrete Maßnahmen abgeleitet werden. Kritische Warnungen veranlassen zu sofortigem Handeln, weniger dringliche Empfehlungen fließen in Wartungspläne ein. Das System lernt kontinuierlich dazu und steigert die Effizienz langfristig.

Die passende Hardware für ein Retrofit

Für die Vernetzung und Datenerfassung Ihrer Maschinen kommt moderne Hardware zum Einsatz: Ein IIoT-Gateway oder Embedded Computer sammelt die Daten der Sensoren, verarbeitet sie vor und überträgt sie zuverlässig an die Cloud oder das lokale Dashboard. So bildet die Hardware die zentrale Schnittstelle zwischen Maschine und digitalem Monitoring.

Genau hier kommt unsere Partnerschaft mit KSB ins Spiel. KSB bringt über 150 Jahre Erfahrung im Pumpenbau mit, aiomatic langjährige Expertise in Data Science und künstlicher Intelligenz. Gemeinsam haben wir ein maßgeschneidertes Paket entwickelt, welches smarte Software und Sensorik zur vollautomatischen Überwachung von Schwingungen und Temperatur rotierender Maschinen vereint.


Die Sensorinstallation erfolgt unkompliziert und effizient:

Die Sensoren werden einfach mit 2-Komponenten-Kleber an den relevanten Messstellen, zum Beispiel am Lagerträger, befestigt.
Anschließend können bis zu 30 Sensoren per Knopfdruck mit dem Gateway verbunden werden (Reichweite ca. 25 m).

Alle Installationsorte und Maschinendetails werden über ein Formular an aiomatic übermittelt.

Dashboard Retrofit und Predict Paket

Digitaler Retrofit am Beispiel Hansaport

Bei Hansaport, Deutschlands größtem Schüttguthafen, wurden bestehende Förderbänder mithilfe des Retrofit & Predict Pakets von aiomatic und KSB digital aufgerüstet.
Ziel: den Zustand kritischer Antriebskomponenten in Echtzeit überwachen und Ausfälle vermeiden.

Im ersten Schritt erfolgte die Nachrüstung von Sensoren direkt an Motor, Getriebe und Lagerbock.
Die Sensoren wurden über ein IIoT-Gateway mit der aiomatic-Plattform verbunden.
Förderbänder im Hafen
Nach erfolgreicher Vernetzung begann die Datenerfassung und -analyse: Die KI-Modelle von aiomatic erkennen Anomalien frühzeitig und senden entsprechende Warnmeldung.

So verwandelt der digitale Retrofit bestehende Anlagen in intelligente, selbstüberwachende Systeme, ohne Umbauten oder lange Stillstände.
Das Ergebnis: höhere Anlagenverfügbarkeit, planbare Wartung und signifikante Kosteneinsparungen.

Vorteile von Retrofit

Integration icon

Kosteneffizient

Bestehende Maschinen werden aufgerüstet und müssen nicht teuer ersetzt werden.
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Schnelle Installation

Sensoren und IIoT-Gateway sind einsatzbereit ohne lange Stillstände oder Umbauten.
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Echtzeitüberwachung

Kontinuierliche Zustandsüberwachung aller kritischen Komponenten über Dashboard.
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Predictive Maintenance

Frühzeitige Erkennung von Anomalien verhindert Ausfälle und senkt Reparaturkosten.
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Nachhaltig

Verlängert die Lebensdauer bestehender Maschinen und reduziert Ressourcenverbrauch.
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Zukunftssicher

KI-Modelle lernen mit jeder Datenerfassung dazu und steigern die Diagnosegenauigkeit kontinuierlich.

Fazit

Digitaler Retrofit ist weit mehr als ein technisches Upgrade.

Er ist eine strategische Investition in Effizienz, Datennutzung und Zukunftsfähigkeit. Unternehmen können ihre Maschinen modernisieren, ohne auf Neuanschaffungen angewiesen zu sein.

Mit erfahrenen Partnern wie KSB und aiomatic wird aus dem Retrofit ein vollwertiger Schritt in Richtung Industrie 4.0.

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